Grohn – Gestern und Heute

Am Ende des Flusses Lesum, im Mündungsbereich in die Weser, liegt am nördlichen Ufer am Fuße und oberhalb des grünen Geestrückens die Ortschaft Grohn. Erwähnt wurde diese Ortsbezeichnung den Chroniken folgend erstmalig im 16./17. Jahrhundert , wenn- gleich entsprechende Funde im Bereich des heutigen Oeversbergs auf eine Ansiedlung von Menschen bereits auf eine Zeit 2000 Jahre v.Chr. hinweisen. 1557 gab es nach den Aufzeichnungen in Grohn drei Höfe, die von Bauern und Fischern betrieben wurden.

Der Name Grohn entstand aller Wahrscheinlichkeit aus den Begriffen „Gron“,„Up den Grohnden“, „Groen“ oder „Grohden“, womit eine sich durch die allmähliche Verlandung eines kleinen Nebenarms bildende Fläche vor dem Geestrücken benannt wurde. Der letztgenannte Name „Grohden“ war wahrscheinlich schlussendlich der Ursprung des Namens „Grohn“ für den heutigen Ortsteil Grohn des Stadtteils Vegesack.

Bis zum 1.November 1939 war Grohn eine an die Grenzen des bremischen Vegesacks heranreichende selbständige Gemeinde, die zum in Preußen gelegenen Landkreis Osterholz gehörte. Gemeinsam mit den ebenfalls preußischen Gemeinden Lesum, St. Magnus, Schönebeck, Aumund, Blumenthal und Farge wurde Grohn an diesem Tag in die Freie Hansestadt Bremen eingemeindet und gehört seitdem als Ortsteil zum Ortsamts-bereich Vegesack und zum Stadtteil Bremen-Nord.

War Grohn früher ein Fischerdorf entwickelte es sich zum Ende des 19.Jahrhunderts zu einem durchaus bedeutenden Industriestandort mit Werften und Fabriken. In Grohn war bis in die 1960er Jahre die wahrscheinlich größte Heringsfangflotte Europas mit über 60 Heringsloggern beheimatet. Die Bremen-Vegesacker-Fischerei-Gesellschaft, 1895 gegründet, hatte hier ihren Hauptsitz. Die verarbeitende Fischindustrie bot bis 1969 Arbeit für viele Menschen.

Ein bedeutendes Ereignis für Grohn war die Ansiedlung des Seefahrtshofs nach dem zweiten Weltkrieg. Die Stiftung Haus Seefahrt hatte zuvor ihren Sitz in Bremen. Dieser wurde nach der vollkommenen Zerstörung mitsamt des geretteten alten Eingangstors hierher nach Grohn verlegt. Auf 20.000 qm Grundfläche wurden acht Häuser mit 24 modernen Drei- und 12 Zweizimmerwohnungen errichtet. Weitere Informationen unter „Sehenswürdigkeiten“.

Das Gleiche galt und gilt auch heute noch z.B. für die Norddeutsche Steingut, bei der die weltweit bekannten „Grohner Fliesen“ hergestellt wurden. Auch die Bremer Tauwerkfabrik, wo seit 1793 Seile und Tauwerk für seegehende Schiffe hergestellt wurden, bot vielen Menschen Arbeit und Brot. Auf einem Teil des ehemaligen Reeperbahnstandorts verkauft heute das Unternehmen „Kleine Wolke“ Badezimmergarnituren. Der größere Teil des ehemaligen Industriegeländes ist der Wohnbebauung zugeführt worden und wird heute „Tauwerkquartier“ genannt.
Auch das Unternehmen Nehlsen, das im Abfallbereich im In- und Ausland Dienstleistungen anbot und anbietet, hatte seinen Hauptsitz mit vielen Arbeitsplätzen in Grohn in der Furtstraße, bevor es in ihn in den 2000er Jahren nach Bremen-Grambke/ Oslebshausen verlagerte.

Außerdem gab es in der Vergangenheit in Grohn viele weitere mit dem Fischfang, dem Schiffbau und der allgemeinen Seefahrt verbundene Arbeit wie der des Boots- und Schiffbauers, Seilers, der Zimmerleute, Metallbauer, Schlosser, Schmiede und Bauhandwerker, aber auch der Bauern und Müller.

Eine Besonderheit in der Grohner Geschichte stellen die Grohner Erbfischer dar. Heute gibt es noch zwei von ehemals fünf Erbfischern. Sie haben das Fischereirecht in der Weser von Fähr bis Haßel „auf preußischer Seite“, sprich östlicher Seite. In früheren Zeiten hatten sie auch das Recht zum Fischen in der Lesum von der Brücke in Bremen-Burg bis Fähr.
Offiziell wurden die Grohner Erbfischer namentlich und erstmalig in dem „Geld- und Kornregister des Zisterzienserinnen-Klosters Lilienthal“ von 1510 aufgeführt. Aufgrund einer anderen Urkunde aus dem Jahr 832, in der von 32 Fischerfamilien die Rede ist, die die Vorfahren der Grohner Erbfischer sein könnten, kann mit aller gebotenen Vorsicht gesagt werden, dass die Tradition der Erbfischer in Bremen-Nord mutmaßlich über 1180 Jahre (vgl. „Geschichtliches aus Grohn“, Robert Lamken), mindestens aber rund 500 Jahre alt ist.

Einen architektonischen und gesellschaftlichen bedeutsamen Einschnitt stellte 1973 der Bau der Wohnanlage „Grohner Düne“ dar. Über 16 Stockwerke wurden 570 Wohnungen errichtet. Heute wohnen hier 2000 Menschen aus über 40 verschiedenen Nationen.

Bis heute hat sich Grohn von dem ehemaligen Fischerdorf über einen nennenswerten Industriestandort zu einem Dienstleistungs- und Wissenschaftsstandort entwickelt. 1999 wurde die private „International University Bremen“ auf dem ehemaligen Gelände der Rolandkaserne Grohn der Bundeswehr („Schwerter zu Pflugscharen“) gegründet. Nach dem Einstieg des großen Förderers Jacobs wurde sie in „Jacobs University Bremen“ umbenannt. Im November 2022 erfolgte die Umbenennung in Constructor University. Als einzige private Universität ist sie Mitglied der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und gehört inzwischen zu den renommiertesten Universitäten der Welt.

Die Zukunft Grohns ist eng mit der Entwicklung Vegesacks und nicht zuletzt mit der Gesamtentwicklung Bremens verbunden. Trotzdem hat sich Grohn eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt, sein Ortsbild fortentwickelt und sich neuen Entwicklungen und Gegebenheiten angepasst. Dies ist zum Teil auch ein Verdienst der EinwohnerGemeinschaft Bremen-Grohn.